GPS-Tracker für's Fahrrad
Ein Fahrraddiebstahl tut weh – finanziell und emotional. Besonders bei teuren Fahrrädern sind GPS-Tracker derzeit populär: Sie versprechen eine Chance darauf, gestohlene Räder zurückzubekommen.
Die Zahl der Fahrraddiebstähle verändert sich seit Jahren nur leicht. Die Aufklärungsquote der gemeldeten Diebstähle liegt ebenfalls recht konstant bei unter zehn Prozent.
Einmal gestohlen, ist die Chance, das Rad zurückzubekommen, also ziemlich gering. Eine Zahl steigt jedoch: Die Summe, die Versicherungen als Ersatz für versicherte und gestohlene Fahrräder bezahlen müssen: 2022 lag diese Summe bei 140 Millionen Euro, 2021 waren es noch 110 Millionen.
Preise und Schutzbedürfnis steigen
Das liegt daran, dass häufiger gezielt Elektrofahrräder und andere teure Fahrräder gestohlen werden. Werden die Fahrradschlösser geknackt, kommen die GPS-Tracker ins Spiel. Sie sollen die Chance, das gestohlene Rad zurückzubekommen erhöhen: Per Smartphone ist man ständig mit dem Rad verbunden, kann feststellen, wo es sich gerade befindet und wird alarmiert, sobald es unbefugt bewegt wird.
Einige Fahrradhersteller rüsten ihre Räder bereits ab Werk mit solchen Trackern aus und bieten deren Funktionen gegen Aufpreis an. Es gibt aber auch Nachrüstlösungen, mit denen man jedes beliebige Rad ausstatten kann.
So funktionieren GPS-Tracker
GPS-Tracker senden mit Hilfe einer verbauten SIM-Karte über den zwischengeschalteten Provider an das eigene Smartphone. So kannst du verfolgen, wo sich dein Rad aktuell befindet. In der direkten Verfolgung ist das sinnvoll. Wenn aber die letzte Position ein Vielfamilienhaus anzeigt, hat noch kein Richter einem Durchsuchungsbeschluss aller Wohnungen in diesem Haus zugestimmt. Auch wenn als letzte Position ein osteuropäischer Flohmarkt angezeigt wird, ist das Rad meist verloren.
Zudem benötigen diese Trackingsysteme Strom und erzeugen zusätzlich zur einmaligen Anschaffung monatliche Kosten. Diebstahlfinder über Bluetooth auf Cloud-Basis haben sich nicht durchgesetzt.
Datenübertragung über Mobilfunknetz
Die Datenübertragung erfolgt über das normale Mobilfunknetz, manche Geräte nutzen aber auch das 2G-Netz. Das ist zwar technisch veraltet, wird aber für viele Anwendungen des Internet of Things (IoT) genutzt. IoT ist die Verbindung des Internets mit Geräten. Das kann der Kühlschrank sein, der eine Warnung aufs Smartphone schickt, weil der Joghurt zur Neige geht, oder eben ein GPS-Tracker.
Da die Kommunikation zwischen Tracker und Smartphone nur wenige Daten benötigt, reicht das 2G-Netz aus. Zudem ist es stromsparend, was gerade bei Geräten mit Akku ein Vorteil ist. Dafür senden diese Tracker häufig auch nur in größeren Abständen ihre Position, zum Beispiel jede Minute. Damit lässt sich ein gestohlenes Rad in Bewegung nicht genau verfolgen.
Dem 2G-Netz droht aber die Abschaltung: Zwar wird es in Deutschland noch viel genutzt, in einigen Nachbarländern ist es jedoch bereits abgeschaltet oder steht kurz davor. Dort sind die Tracker also wirkungslos. Wie viele Jahre es hierzulande noch verfügbar ist, steht nicht fest. Die Mobilfunkanbieter benötigen die Frequenzen für fortschrittlichere Funkstandards.
Stromversorgung
Tracker für Elektrofahrräder nutzen meist deren Akkus. Die werden ohnehin regelmäßig aufgeladen, so ist eine ständige Stromversorgung gesichert. Praktisch ist es, wenn dazu noch ein Akku im Tracker selbst verbaut ist, der den Sender für eine gewisse Zeit versorgen kann, sollte der Elektrorad-Akku entnommen worden sein.
Bei Geräten für herkömmliche Fahrräder muss die Batterie regelmäßig aufgeladen werden. Wird das versäumt, ist das Gerät wirkungslos. Der Nabendynamo kann bei manchen Geräten ebenfalls als Stromversorger dienen und den Akku während der Fahrt aufladen. Höchstens bei langer Standzeit könnte dem Tracker der Strom ausgehen.
Alternative zu GPS
Eine Alternative zu GPS-Trackern ist der Apple AirTag, ein münzgroßer Sender, der auch am Fahrrad untergebracht werden kann. Er wird nicht über GPS geortet, sondern über Apple-Geräte in der Nähe. Das ist eine günstige Lösung für schmale Geldbeutel. Der Nachteil ist, dass dort, wo keine oder wenige Apple-Geräte in der Nähe sind, keine oder nur eine ungenaue Ortung möglich ist. Daher ist der AirTag vor allem in Städten sinnvoll.
Einbau
Der sinnvollste Ort, GPS-Sender an einem Elektrorad unterzubringen, ist das Motorgehäuse. Dort ist der Anschluss an den Akku einfach möglich und er ist gut versteckt. Natürlich wissen das auch Profidiebe, aber die Entfernung ist dann doch mühselig. Erledigt wird die Montage meist von Fachwerkstätten. Allerdings muss das Gerät mit dem Motor kompatibel sein. Bei den gängigen Motoren ist das kein Problem, wer aber einen weniger verbreiteten Antrieb nutzt, muss möglicherweise auf diese Möglichkeit verzichten.
Akkubetriebene GPS-Tracker gibt es als Rücklicht oder Rahmenschloss, andere sind im Lenker, im Steuerrohr oder in der Sattelstütze versteckt. Es müssen auch keine fahrradspezifischen Tracker genutzt werden, nur muss man dann eine Lösung finden, das Gerät am Fahrrad unterzubringen. Manche der Tracker sind leicht zu entfernen und für versierte Dieb:innen daher kein großes Hindernis. Deshalb solltest du gut versteckte Modelle, die zudem nur mit Spezialwerkzeug entfernt werden können, vorziehen. Auch hier gilt: Ohne direkten Anschluss an ein Stromnetz (Dynamo / Pedelec-Akku) müssen stromversorgende Batterien regelmäßig wieder aufgeladen oder getauscht werden. Wird dies vergessen, sind die Tracker nutzlos.
Zusätzliche Services
Das Angebot der Hersteller geht häufig über die einfache Ortung des Rades hinaus. Es gibt Kombinationsangebote mit Fahrradversicherungen, die Preisvorteile gegenüber einfachen Versicherungen bieten.
Auch „Wir kümmern uns um alles“- Angebote gibt es: Wird das Rad gestohlen, übernimmt der Hersteller die Kommunikation mit der Polizei, um das Rad wiederzubeschaffen. Manche Anbieter schicken auch eigenes Personal auf die Jagd. Es ist jedoch keine gute Idee, sich eigenhändig auf die Suche zu machen um Fahrraddiebe zu konfrontieren – das kann böse enden.
Über die Erfolgsbilanz gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Hersteller sprechen zum Teil von über 80 Prozent Erfolgsquote bei der Wiederbeschaffung. Selbst wenn dieser Wert deutlich übertrieben sein sollte, ist die tatsächliche Quote wahrscheinlich sehr viel höher als zehn Prozent.
Die Geschichten über zurückgebrachte Räder sind zahlreich – manchmal findet die Polizei dank der GPS-Ortung nicht nur das gestohlene Rad, sondern hebt gleich ein ganzes Lager mit Diebesgut aus. Manche GPS-Tracker können aber noch mehr: Bei Stürzen können sie zum Beispiel einen Notfallkontakt benachrichtigen oder Touren aufzeichnen.
Fazit - Mechanische Sicherheit geht vor
GPS-Tracker sind kein billiges Vergnügen. In der Anschaffung können die Tracker mit über 200 Euro zu Buche schlagen, plus die anfallenden monatlichen Kosten. Alles in allem sind die GPS-Tracker nur so lange ein gutes Mittel zur Wiederbeschaffung, solange sie nicht vom Rad entfernt werden. Deshalb solltest du größeren Wert auf die Verhinderung des Diebstahls legen, denn eine Garantie, das Fahrrad wiederzubekommen, liefern Tracking-Systeme nicht.
Wird das Rad zum Beispiel schnell ins Ausland geschafft, ist man auf die Kooperation mit den dortigen Behörden angewiesen, die aber andere Prioritäten haben könnten. Die Ortung in Innenräumen ist oft ungenau. Die Polizei wird wegen eines gestohlenen Fahrrades aber vermutlich nicht die komplette Kelleretage eines großen Gebäudes durchsuchen und man muss warten, bis sich das Rad wieder bewegt. Womöglich ist bis dahin der Akku leer, oder das Fahrrad in Einzelteile zerlegt.
Nach einem Diebstahl hat man viel Ärger und zumindest eine Zeit lang kein Fahrrad. Es ist also wenig sinnvoll, viel Geld für den Tracker zu investieren, das Rad aber mit einem Kabelschloss für 25 Euro zu sichern. Daher sind gute Schlösser Pflicht. Die ADFC-Fahrrad-Codierung hingegen schreckt Kriminelle nicht nur ab, sondern ist als Prägecodierung wegen der Materialverdichtung auch nicht mehr vom Rad entfernbar.